Geburtsbericht D-Wurf


Der errechnete Geburtstermin war Mittwoch, der 11.09.2024. Sonntag auf Montag Nacht startete Maddie mit der Eröffnungsphase. Sie hechelte ununterbrochen und so war ich die gesamte Nacht mit einem Ohr und einem Auge immer bei ihr. Bis morgens nahm das Ganze auch an Fahrt auf und ich war mir sicher, dass es nicht mehr lange dauern wird. Felix ging gegen 9 Uhr noch auf den Bau um die Küchenmonteure ins Haus zu lassen, da sagte ich ihm schon, dass er aber bald wieder zurück kommen muss, weil ich denke, dass es bald los geht. 

 

Um 11 Uhr verlor Maddie eine kleinere Menge Fruchtwasser. Das Zeichen, dass es nun los geht. Als Nächstes kommen normalerweise Presswehen. Ich meine auch, die ersten schwachen Presswehen vernommen zu haben. Diese werden dann bei einem normalen Geburtsverlauf immer stärker, bis der erste Welpe dann geboren wird. Es gibt verschiedene Meinungen darüber wie lange es von Fruchtwasserabgang und/oder ersten Presswehen bis zur Geburt des ersten Welpen dauern darf. Manche sagen maximal 2 1/2 Stunden, andere max. 4 Stunden. Ich kann nur sagen, dass ich hier im Laufe der Jahre schon Vieles erlebt habe, auch deutlich längere Zeiten und daran noch keinen Welpen verloren habe. Eine gut verlaufende Geburt, ist eine Geburt, die voran geht. Also so lange man sieht, dass sich etwas tut, die Hündin hektischer wird, stärker hechelt, vielleicht sogar zittert, etc., ist alles in bester Ordnung. 

 

Ich weiß nicht mehr genau wie viel Uhr es war, aber so gegen 12 Uhr war ich kurz auf der Toilette und als ich zurück kam war das ganze Hundebett nass. Ach ja, wie immer hat es sich Maddie natürlich im Schlafzimmer in ihrem geliebten Hundebett gemütlich gemacht. Unsere Hündinnen dürfen dort gebären wo sie sich am sichersten fühlen und ziehen danach mitsamt den Welpen in die Wurfkiste um. Es war eine richtig große Lache Flüssigkeit. Ich war und bin mir eigentlich sicher, dass es sich hierbei um Fruchtwasser handelte. Es sah nicht besorgniserregend aus, da völlig klar und nahezu geruchslos. Es roch nur nach Geburt, also war ich mir sicher, dass es Fruchtwasser sein muss. Die Menge war allerdings schon sehr ungewöhnlich. Ich machte mir noch keine Sorgen, es war vermutlich die äußere Hülle des ersten Welpen, die geplatzt war und die Geburtswege gleitfähig machte. Ich wartete gespannt auf das Einsetzen von starken Presswehen und die Geburt des ersten Welpen, aber leider tat sich Nichts mehr. Und zwar gar Nichts mehr. 

 

Es war wie als wäre die Geburt ab diesem Zeitpunkt unterbrochen gewesen und hätte von vorne bei der Eröffnung begonnen. Maddie hatte keine einzige Presswehe mehr, sie hechelte wie bei der Eröffnung, schlief ab und an um daraufhin wieder zu hecheln. An Silvester werden es 14 Jahre, dass ich Golden Retriever züchte und so etwas habe ich noch nie erlebt. Ich war völlig irritiert. 

Ich besprach mich mit unserer Tierärztin und auch mit erfahrenen Züchter-Freunden, aber auch diese waren ratlos. Wir entschieden weiter zu warten,  da es Maddie prächtig ging, die Welpen sich spürbar munter bewegten und weil es sowieso keine großen Alternativen bzw. Hilfen außer einem Kaiserschnitt gäbe. Und den wollten wir unserer Maddie und den 3 D-chen gerne ersparen. 

 

Maddie verhielt sich also wie wieder in der Eröffnungsphase und als ich einen kurzen Anflug von Panik und Sorge hatte, beruhigte mich Felix, als er sagte, dass es zwar komisch ist, aber Maddie sich genau so verhält wie sonst in der Eröffnung auch. Und das stimmte: Maddie hechelte, nestelte immer wieder ein bisschen im Hundebett und adoptierte wirklich alles was sie finden konnte. So trug sie sämtliche Spielzeuge ins Hundebett, auch die meiner Tochter. Sie adoptierte sogar einen Schnulli und eine volle Windel, die ich eigentlich nur kurz auf dem Windeleimer liegen ließ. Ich dachte ich sehe nicht richtig als ich sie später im Hundebett zwischen den Decken und Laken fand, während Maddie sie liebevoll bemutterte. Maddies Verhalten bekam auch immer mehr Intensität, was uns zeigte, dass es doch voran geht. Sie hechelte immer stärker und gegen Abend war ich wieder an dem Punkt, an dem ich dachte: nun kann es nicht mehr lange dauern. 

 

Maddie scheuchte uns unzählige Male raus in den Garten. Sie löste sich jedes Mal auf beide Arten. Auch ein typisches Verhalten in der Eröffnungsphase, die Hündinnen machen sich leer. Sobald das erledigt war, drängte sie wieder ins Haus und rannte in ihr Hundebett. Da Maddie immer noch fleißig am Adoptieren war, nahm sie wirklich jedes Mal ein Spielzeug vom Garten mit rein. Dass diese nass und teilweise dreckig waren, störte sie natürlich überhaupt nicht. Wir mussten schon sehr schmunzeln und hofften insgeheim, dass das Bemuttern der Spielzeuge Oxytocin auslöst und damit auch die Wehen anregt. Immer wieder besprachen wir uns mit erfahrenden Züchtern und trafen den Entschluss, dass wir das nun so weiterlaufen lassen, so lange es Maddie gut geht, es kontinuierlich voran geht und nichts aufkommt, das auf Komplikationen schließen lässt. 

 

Die Nacht auf Dienstag war sehr unruhig und so machten Maddie und ich kein Auge zu. Unser Baby allerdings schlief seelenruhig bei uns in ihrem Bettchen und ließ die ganze Aufregung an sich vorbeigehen. Felix schlief mit Vanya im Wohnzimmer, damit sie nicht so alleine ist. Ich beobachtete unauffällig vom Bett aus wie sich Maddie verhielt, denn langsam kam wieder Sorge auf. Die Eröffnungsphase ging für eine Hündin, die ihren 3. Wurf erwartet, schon ungewöhnlich lange. Ich dachte aber daran, dass es 3 Welpen ja auch viel schwerer haben Richtung Geburtskanal geschoben zu werden, als wenn sich in den Gebärmutterhörnern mehr Welpen befinden. 

 

In den frühen Morgenstunden begann Maddie zu zittern. Ich dachte, dass es jetzt aber wirklich los geht. Aber wir warteten vergebens auf Presswehen. Ab und an kontrollierte ich schon, ob sich im Geburtskanal ein Welpe befindet, so auch morgens um 9 Uhr wieder. Es war kein Welpe darin, aber nun hatte ich grünes Fruchtwasser am Handschuh. Kurz darauf verlor Maddie davon eine ordentliche Menge im Flur. Das ist eines der Zeichen, die auf Komplikationen deuten. So rief ich unsere Tierärztin an. Wir durften sofort kommen und machten einen Ultraschall. Zu unserer Erleichterung waren alle 3 Welpen noch am Leben. Die Herzfrequenzen waren jedoch durch all die Strapazen grenzwertig. Zudem lagen alle 3 Welpen noch sehr weit weg vom Geburtskanal, sie schienen kaum in die richtige Richtung getrieben worden zu sein und das obwohl die Eröffnung schon so viele Stunden lief. Wir mussten uns fragen, wie lange es wohl noch dauern wird, bis die Welpen vorangetrieben werden und ob überhaupt und ob Maddie dann noch genügend Kräfte hat um die Welpen auf die Welt zu pressen. Es bestand auch die Gefahr, dass einer der Welpen stirbt und die Geburt dadurch noch schwerer werden würde. Alle Medikamente, die es gäbe, um den Welpen auf die Welt zu helfen, darf man aus guten Gründen erst verabreichen, sobald wenigstens ein Welpe natürlich geboren wurde. So war klar, dass uns leider nur eine Entscheidung bleibt um Mama und Welpen nicht unnötig zu gefährden: Kaiserschnitt. 

 

Unsere Tierärztin meldete uns telefonisch in der Tierklinik an und wir machten uns direkt auf den Weg. Eine halbe Stunde fuhren wir und ich hoffte ständig, dass Maddie doch noch zu pressen beginnt und uns meinetwegen einen Welpen in den Kofferraum gebären würde - hauptsache, wir können ihr den Kaiserschnitt ersparen. Leider war das nicht der Fall. In der Klinik ging weiter grünes Fruchtwasser ab. Überall wo Maddie war, waren grüne Pfützen und ich schob mit dem Fuß ein Handtuch hinterher bis mir eine nette Tierarzthelferin sagte, dass ich das gerne lassen kann, sie fährt da später mit der Maschine drüber. Maddie und ich mussten kurz warten und plötzlich presste sie. Ich war ganz erstaunt und sofort kam wieder Hoffnung auf, dass sie es doch noch selbst schaffen würde. Einen weiteren Ultraschall und einer Untersuchung durch einen Tierarzt später, war diese Hoffnung aber auch wieder verpufft. Maddie presste zwar, aber die Welpen waren immer noch sehr weit weg vom Geburtskanal. Warum sie überhaupt presste, obwohl nichts im Geburtskanal war - wir wissen es nicht. Maddie presste auch bei Weitem nicht stark genug, man merke ihr an, dass auch ihre Kräfte langsam erschöpft sind. Lt. Ultraschall wurden die Herzfrequenzen der Welpen langsam schlechter und so konnten wir leider nur noch einem schnellen Kaiserschnitt zustimmen. Felix wartete mit unserem Baby im Auto, aber bevor seine Maddie in Narkose gelegt wurde, rief ich ihn an und bat ihn zu uns zu kommen. Wir besprachen uns nochmal, stimmten beide dem Kaiserschnitt zu, knuddelten und knutschten Maddie ganz fest und mussten sie dann leider den Ärzten übergeben. 

 

Während Maddie operiert wurde, fuhren wir mit dem Auto durch die Gegend... Das lenkte uns ab, vertrieb die Zeit und vor allem sorgten wir dafür, dass unser Baby eine Runde schlafen konnte. Kalea war die ganze Zeit über mit dabei und war so unglaublich lieb. 2 quälende Stunden später waren wir wieder an der Klinik. Eigentlich war vereinbart, dass wir einen Anruf bekämen, sobald wir kommen können - aber wir hielten es nicht mehr aus. Dort angekommen, erfuhren wir, dass alles gut verlaufen war und es Maddie gut geht. Unsere 3 D-chen wurden auf die Welt geholt, 2 Hündinnen und ein Rüde. Leider wurde der Rüde tot entbunden. Die zwei Hündinnen waren jedoch fit und hatten lt. Tierärztin schon ordentlich bei der Mama getrunken. 

 

Wir mussten noch eine halbe Stunde warten und dann kam uns Maddie schon im Flur der Tierklinik entgegen. Sie sah aus, wie als wäre gar nichts gewesen und freute sich unglaublich uns zu sehen. Sie war etwas durch den Wind, aber das war nur verständlich. Ihre Welpen hatten wir für die Fahrt im Wäschekorb, was Maddie überhaupt nicht gefiel, aber zum Schutz der Welpen sein musste. Ich war schon während der Fahrt nach Hause froh, dass Maddie so starke Muttergefühle hat, denn das hätte nach einem Kaiserschnitt auch vollkommen anders aussehen können. Auch dass die Milch nicht ausblieb, sondern sofort in Strömen floss, war ein großes Geschenk für die zwei kleinen Hundemädchen. 

 

Zuhause angekommen durfte die kleine Familie in die Wurfkiste ziehen. Vanya war kaum zu halten, aber eher weil ich endlich zurück war - die Welpen beäugte sie nur kurz unauffällig, wohl wissend, dass eine Hundemama keine anderen Hunde in der Nähe ihrer frischgeborenen Welpen haben möchte. Maddie legte sich sofort zum Säugen hin, putze und kümmerte sich rührend um ihre 2 Mädchen. Wir sind so stolz auf Maddie, aber es macht uns auch traurig, da sie nie wieder Mama werden wird. Die Gefahr, dass es nochmals zu Komplikationen kommt, wäre viel zu groß. Hier ist für uns eine Grenze erreicht, bei der uns unsere Hündin definitiv wichtiger ist als die Zucht. 


Den kleinen Rüden haben wir selbstverständlich mitgenommen und bei uns beerdigt. Wir hoffen nun sehr, dass sich die zwei Mädels gut erholen und entwickeln werden. Auch hoffen wir sehr, dass sich die Mama gut von der Operation erholt und alles komplikationslos verheilen wird. Auch wenn wir noch erschöpft und traurig sind, freuen wir uns über die kommenden 8 Wochen mit unseren 2 D-chen über die wir dann im Wurftagebuch berichten werden.