Ich hatte schon länger das Gefühl, dass unsere C-chen nicht bis zum 63. Tag auf sich warten lassen werden und je näher der errechnete Geburtstermin rückte, desto lauter wurde diese Vermutung. Vorsorglich wechselte ich schon am Freitag ins Homeoffice, obwohl das eigentlich erst nach dem Wochenende geplant war. Vanya war zwar noch relativ ruhig, aber sie zeigte schon ab und an Nestbauverhalten. Immer wieder wühlte sie die bereitgelegten Decken im Hundebett im Schlafzimmer durch und hatte kleine Hechelattacken, die aber sicherlich noch Senkwehen waren. Die Wurfkiste blieb unberührt, diese beäugte sie nur zwischendurch interessiert, wohl wissend, dass sie darin schon als Ersatzmama für unsere B-chen gelegen hatte. Wir waren es ja sowieso schon gewohnt, dass unsere Welpen immer im Schlafzimmer zur Welt kommen. Am Freitag gegen Abend sagte ich schon, dass ich glaube, dass es Sonntag auf Montag Nacht soweit sein wird. Der Samstag gestaltete sich noch gleich wie der Freitag, aber am Sonntag ging es dann richtig los.
Am 61. Trächtigkeitstag, morgens um 6 Uhr, begann die Eröffnungsphase. Vanya nestelte, hechelte ununterbrochen, fiepte und wurde immer hektischer. Auch ihr Fleisch wollte sie nicht essen und das will was heißen! Wir dunkelten den Raum etwas ab, stellten die restlichen Geburtsutensilien bereit und machten es uns wieder im Bett gemütlich - Vanya immer im Blick. Wir vertrieben uns die Zeit mit Serien schauen und konnten dabei Vanya ganz unauffällig beobachten. Wir wollten ihr vermitteln, dass alles in Ordnung ist und sie nicht durch ständiges anstarren verunsichern.
Gegen Nachmittag wurde Vanya noch unruhiger: sie drängte ständig raus in den Garten. Typisch für die Zeit kurz vor der Geburt, entleerte sich Vanya komplett. Sie kotete und pinkelte unzählige Male und spuckte sogar Speichel und Galle, weil es dank verschmähtem Frühstück ja auch nichts zu erbrechen im Magen gab. Das hört sich jetzt dramatisch an, ist aber, wie erwähnt, ganz normal und dabei war Vanya jederzeit fit und gut gelaunt, wenn auch etwas geplagt von den Eröffnungswehen. Raus in den Garten, wieder rein ins Schlafzimmer, raus in den Garten, usw. - ein Schrittzähler wäre interessant gewesen! ;)
Das viele Laufen und die Treppenstufen halfen sicherlich beim Vorantreiben der Eröffnung und so ging um 19:30 Uhr Fruchtwasser ab. Ich sah es, als Vanya mal wieder vom Hundebett aufstand um uns in den Garten zu lotsen. Und es war gar nicht wenig, der Fleck war groß und sie tropfte noch als sie durch den Flur unserer Wohnung lief. Jetzt war es amtlich: die Geburt beginnt.
Es war nur noch eine Frage der Zeit bis die Presswehen einsetzen würden. Typisch für zunächst schwache Presswehen und einer unerfahrenen Erstgebärenden, waren die Wehen daran zu erkennen, dass sie sie eine Zeit lang "wegschluckte". Immer wieder unterbach sie das Hecheln und schluckte kräftig. Kurz darauf, um 20 Uhr, sahen wir die erste, richtige Presswehe. Was danach passierte, belustigte uns schon sehr. Vanya wollte plötzlich so gar nicht mehr ins Haus, sondern unbedingt im Garten bleiben. Dass dort Maddie und Ghino waren, störte sie überhaupt nicht. Tja, sie war der festen Überzeugung sie müsste nur mal Groß und wollte uns natürlich nicht ins Haus machen. ;) Immer wieder setzte sie sich hin und presste. Wir hatten Handtücher parat, denn ich dachte schon, der erste Welpe kommt im Garten zur Welt. Bei den Temperaturen wäre das auch gar nicht schlimm gewesen und so haben wir Vanya einfach mal machen lassen.
Nachdem sich schon der Schwanz wölbte, Vanya einen typischen Katzenbuckel machte und immer stärker presste, war klar, dass jeden Moment das erste C-chen auf die Welt kommen würde. Da entschied sich Vanya plötzlich doch in Haus zu wollen. Es schien, wie als wäre ihr bewusst geworden, dass es sich hierbei nicht um Kot handelt, der sie so stark pressen ließ. Sie hatte es sehr eilig ins Schlafzimmer zu kommen, rannte ins Hundebett, presste 2 Mal und schon war sie da - eine Hündin in hellgold, quietschfidel und wunderschön. Vanya kümmerte sich sofort rührend. Sie zeigte sich völlig instinktsicher, fraß die Nachgeburt, bei dieser ich etwas helfen musste, nabelte mit mir zusammen ab und putzte ihre Erstgeborene liebevoll um sie dann sofort trinken zu lassen.
Die weitere Geburt verlief so komplikationslos, dass ich gar nicht viel darüber berichten kann. Gerne zeige ich hier unser Geburtsprotokoll:
Uhrzeit | Geschlecht | Gewicht | Fellfarbe | Bandfarbe | Nachgeburt | Lage / Besonderheit |
20:57 | Hündin | 396g | hellgold | lila | ja, mit Hilfe | Vorderendlage |
21:23 | Hündin | 426g | gold | gelb | ja | Vorderendlage, weißer Kopffleck |
21:33 | Hündin | 346g | gold | rosa | ja, im Nachgang | Hinterendlage |
21:58 | Rüde | 400g | dunkelgold | hellblau | ja, im Nachgang | Vorderendlage |
22:11 | Rüde | 376g | hellgold | schwarz | ja | Hinterendlage |
22:32 | Rüde | 388g | gold | braun | ja | Vorderendlage, weißer Kopffleck |
23:28 | Hündin | 346g | gold | rot | ja, im Nachgang | Hinterendlage |
00:18 | Rüde | 442g | dunkelgold | grün | ja | Hinterendlage |
00:43 | Hündin | 392g | gold | orange | ja | Vorderendlage |
01:31 | Hündin | 466g | dunkelgold | grau | ja | Vorderendlage, weißer Kopffleck |
Keiner der Welpen benötigte Starthilfe und auch Vanya schaffte die Geburt so gut, dass wir ihr nichts zur Unterstützung geben mussten. Sie fraß neben den Nachgeburten noch einen Napf Fleisch zwischendurch und war trotz, dass sie sich die ganze Trächtigkeit über sehr schonte, erstaunlich ausdauernd. Ich wollte sie mit Traubenzucker im Wasser unterstützen, aber das mochte sie überhaupt nicht und trank lieber reines Wasser. Manche Nachgeburten mussten extra geboren werden, da die Nabelschnur schon im Geburtskanal riss. Das beobachtete ich Anfangs mit etwas Sorge und half der ersten Nachgeburt auf dem Weg nach draußen, da ich sie zu fassen bekam. Aber es stellte sich heraus, dass Vanya die zunächst fehlenden Nachgeburten mit 2 schwachen Presswehen einfach im Nachgang gebar. So waren meine Bedenken schnell verflogen und zum Glück kamen die Welpen überwiegend mitsamt Nachgeburt zur Welt. Wie immer, gab es einige Welpen, die in Hinterendlage geboren wurden, also mit dem Hintern zuerst. Das stellt bei der Geburt eines Welpen überhaupt kein Problem dar und wir nur im Geburstprotokoll vermerkt.
Wie bei all meinen Hunden, ist das Vertrauen zu uns groß. Die gesamte Geburt über waren wir 3 ein eingespieltes Team. Ich durfte beim Abnabeln helfen, die Fruchthülle aufmachen, wenn diese noch intakt war, die Welpen trocken rubbeln, usw.. Vanya war sehr froh, dass wir bei ihr waren und verließ sich auch auf unsere Hilfe. Komischerweise durfte vor allem Felix nicht von ihrer Seite weichen. Von den ersten Presswehen an, musste er bei ihr bleiben und sie drehte fast durch, wenn er nicht direkt in der Nähe war. Es war schon richtig süß, wenn auch wunderlich, da Vanya und ich eine sehr enge Bindung haben und sie normalerweise Felix nicht allzuviel Beachtung schenkt. Er saß also die ganze Zeit über dicht neben ihr und führte fleißig das Geburtsprotokoll, bestärkte sie in jeder Presswehe und leistete ordentlich seelischen Beistand.
Nach 4 1/2 Stunden waren 10 putzmuntere Welpen geboren und zu unserer Freude auch endlich ein paar Rüden. Wir hatten bei den ersten 3 Hündinnen schon geschmunzelt. ;) Nachdem sich Vanya etwas ausgeruht hatte, zogen wir mit der kleinen Großfamilie in die Wurfkiste um. Vanya fand das zunächst nicht lustig und schaute noch ein paar Mal nach, ob wir nicht doch noch einen Welpen im Schlafzimmer vergessen hatten. Nach wenigen Minuten war aber auch das überstanden und sie akzeptiere den Einzug in die Wurfkiste, die eben sein muss, allein aus hygienischen Gründen und weil sie unseren Welpen den bestmöglichen Schutz (Zugluft, Rand gegen Erdrücken, etc.) bietet. Im Gegensatz zu Mama Maddie, die bei ihrem ersten Wurf kaum aus der Wurfkiste zu bekommen war, nahm Vanya das ganz entspannt hin. Sie kam eigenständig aus der Kiste und wollte zum Lösen in den Garten. Allerdings natürlich auch so schnell wie möglich wieder rein und bei jedem Mucks, den die Kleinen von sich gaben, war sie sofort besorgt und kümmerte sich liebevoll. Erstaunlich war auch ihre Vorsicht von der ersten Sekunde an. Vanya ist sehr körperlich und manchmal ein richtiger Trampel, aber nicht bei ihren Welpen - sorgfältig passte sie auf, dass sie auf keinen Fall einen Welpen trat oder sich auf ihn legte.
So bin ich natürlich unsagbar stolz auf Vanya, die uns so komplikationslos in ihrer ersten Geburt 10 gesunde Welpen schenkte. Sie ist eine hervorragende Zuchtündin in jeder Hinsicht und wir freuen uns nun auf die 8 Wochen, die wir mit unseren C-chen verbringen drüfen. Vielen Dank an meinen Partner Felix für die liebevolle Unterstützung, an meine Desy, die mich jederzeit mit Erfahrung und Fachwissen beruhigt, wenn ich aus Liebe und Sorge zu meinem Hund nur noch Grütze im Kopf habe und auch an unsere Arbeitgeber, bei denen eine kurze WhatsApp reicht um wie selbstverständlich ganz spontan Urlaub zu bekommen. Vielen Dank!