Die Osteochondrosis dissecans (OCD) ist bei Hunden eine häufig diagnostizierte Lahmheitsursache. Normalerweise tritt sie bei jungen, schnell wachsenden Hunden von mittlerer und großer Größe auf. Sie kann sich im Schulter-, Ellenbogen-, Knie- und Sprunggelenk sowie am Kreuzbein manifestieren. Die OCD tritt verhäuft bei Rassen wie z. B. Rhodesian Ridgeback, Boxer, Deutsche Dogge, Deutscher Schäferhund und Labrador Retriever auf. Beim Golden Retriever ist diese Krankheit meistens im Ellenbogen- oder Schultergelenk zu finden. Rüden sind hierbei weitaus häufiger betroffen als Hündinnen.
Dadurch, dass OCD verhäuft bei bestimmten Rassen auftritt, geht man von einer genetischen Prädisposition aus, es handelt sich aber hierbei um eine multifaktiorielle Erkrankung. Ein zu hoher Energiegehalt des Futters, unausgewogene Gehalte an Kalzium, Phosphat und Vitamin D sowie hormonelle Inbalancen bzgl. Somatotropin, Schilddrüsenhormone, Andro- und Östrogene sollen ebenso wie Traumata (Unfall, Überbelastung) und Durchblutungsstörungen in den Epiphysenarterien einen Einfluss auf die Entstehung einer OCD haben.
Das wichtigste Symptom ist die Lahmheit des Hundes. Der Gang wird "unsauber", der Hund hat weniger Lust auf Bewegung oder meidet bestimmte Bewegungen ganz. Die Gelenke schwellen an und werden heiß. Besonders bei beidseitiger Erkrankung kann auch nur eine Steifheit nach dem Liegen erkennbar sein. Das typische Alter liegt bei der Erkrankung im Schultergelenk bei 5-7 Monaten und im Ellenbogengelenk bei 4-5 Monaten. Der Gelenkknorpel nimmt unregelmäßig an Dicke zu. Die darunter liegenden Knorpel und die Knochenmasse werden nicht mehr ausreichend versorgt und sterben ab. Der Knorpel kann bei größerer Beanspruchung einreißen, wodurch Gelenkflüssigkeit in den entstandenen Spalt eindringt. Sie verhindert, dass das abgebrochene Knorpelstück wieder anheilen kann. Ein solch freies Knorpelstück nennt man "Corpora libre", es schwimmt frei im Gelenk und verhindert die volle Bewegungsfähigkeit des Hundes. Gleichzeitig entsteht Arthrose - beim noch jungen Hund fatal.
Um eine OCD zu diagnostizieren, bewegt der Tierarzt zunächst die Gelenke um festzustellen, ob der Hund hierbei Schmerz zeigt. Im Anschluss wird durch bilgebende Verfahren wie Röntgen oder MRT eine Diagnose gestellt. Alternativ kann auch über eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) mit Hilfe eines Endoskops die Diagnose erfolgen.
Die OCD verursacht erst Symptome wenn sie bereits in einem fortgeschrittenen Stadium ist. Deshalb wird bei einer diagnostizierten OCD in den meisten Fällen eine Behandlung nötig sein. Bei einer leichten OCD kann eine konservative Therapie mittels Entzündungshemmer und Schmerzmittel versucht werden. Abgelöste Knorpelteile sollten auf jeden Fall chirurgisch entfernt werden. Je früher diese Entfernung erfolgt, desto eher lassen sich Arthrosen verhindern oder in einem geringen Ausmaß halten. Das Trainieren eines normalen Bewegungsablaufs und ein Muskelaufbau sind Maßnahmen, die mit und ohne OP der OCD sinnvoll sind.
Um die OCD zu vermeiden züchten wir nur mit OCD-freien Elterntieren, auch wenn die Untersuchung auf OCD nicht von den Zuchtverbänden vorgeschrieben ist. Überanstrengungen des Welpen sollten unbedingt vermieden werden, genauso wie Sprünge, abrupte Stopps und enge Wendungen (wie z. B. beim Ballspielen!). Es ist auf eine artgerechte Fütterung zu achten und Überfütterung bzw. Übergewicht zu vermeiden.